Sensorische Entwicklung von Kindern fördern: Die Sinnesboxen
Unseren Kindern beim freien Spiel zuzuschauen fasziniert mich immer wieder. Da werden unter vollem Körpereinsatz schwere Steine geschleppt. Filigrane Türme gestapelt. Und einzelne Arbeitsschritte bis zur absoluten Perfektion wieder und wieder eingeschliffen.
Was in der freien Natur ganz von selbst passiert, das ist drinnen an nassgrauen Regentagen oft gar nicht so einfach. Seit frühster Kindheit begleiten uns daher die einfachen Sinnesboxen aka Sensory Bins. Randvoll gefüllt mit motorischer Raffinesse und eben auch einer guten Prise Abenteuerlust.
Das Erstellen der Boxen ist dabei genial wie einfach. Man benötigt lediglich eine haptisch ansprechende Basis, sowie kindgerechte Werkzeuge. Beides sollte möglichst vielseitig nutzbar und ungefährlich sein. Vor allemkleinere Kinder benutzen dieses Material natürlich nur unter Aufsicht eines Erwachsenen!
Eine stabile Box, gefüllt mit Mais oder Reis zieht kleine Finger einfach magisch an. Die Körner durch die Finger rinnen zu lassen. Kleine Furchen zu ziehen. Dem dumpfen Prasseln zu lauschen. Unsere Kinder und ihre Freunde können sich tatsächlich lange und intensiv in diesen einfachen Reizen verlieren. Egal ob sie 1 oder 10 Jahre alt sind.
Während kleine Kinder aus meiner Erfahrung lieber ungestört für sich alleine arbeiten, teilen sich größere Kinder hingegen gerne den Arbeitsplatz. Sie tauschen dabei Ideen aus oder schmieden gemeinsam Pläne. Der Spaß steht hier ganz klar im Vordergrund!
Die sensorische Entwicklung von Kindern spielerisch fördern
Natürlich haben die Sinnesboxen auch einen pädagogischen Mehrwert. Sie sind eine recht kostengünstige Idee, um das Sinnessystem unserer Kinder anzuregen.
Eltern und Pädagogen können so auch in geschlossenen Räumen die sensorische Entwicklung von Kindern unterstützen.
Der Tast- bzw. Berührungssinn (taktiler Sinn) ist das größte Sinnessystem des Menschen. Er wird in der Schwangerschaft vor allen anderen Sinnen ausgebildet.
Nie so gut, wie das Original
Der komplexe Prozess des Ordnens und Vernetzens von Sinnesinformationen im Gehirn nennt sich sensorische Integration.
Die Signale des taktilen Systems erreichen hierbei fast alle Bereiche unseres Gehirns. Und beeinflussen so maßgeblich unser körperliches und geistiges Verhalten.
In der sensorischen Integrationstherapie nach Dr. A. Jean Ayres werden Sinnesboxen genutzt, um Sinnesreize isoliert anzureichern. Mögliche Störungen können so ganz gezielt begleitet werden.
Anders als bei der Therapie oder in geschlossenen Räumen wird beim Spielen in der freien Natur der gesamte Körper mit all seinen Sinnen angesprochen. Erfahrungen, die Kinder unbedingt brauchen, um ganzheitlich reifen zu können.
Im Idealfall sollten Kinder mindesten drei Stunden täglich im Freien spielen1. Eine Empfehlung, die sich heute leider oft nicht mit unserem Familienalltag deckt.
Die Sinnesboxen ersetzen also niemals das Spielen in der freien Natur. Sie sind eine schöne Ergänzung.
Sinnesboxen für Kinder
Füllung als Basis
- Mais
- Reis
- Gomitini (bzw. kleine Makkaroni)
- Kinetischer Sand (z.B. einfach selbst machen)
- Getrocknete Hülsenfrüchte (z.B. Bohnen, Linsen, Kichererbsen)
- Gekochte Spaghetti
- Wasser (kann mit Badefarben koloriert werden)
- Muggelsteine
- Papierschnipsel (z.B. nachhaltige Paketfüllung)
- Maisstärke
- Eiswürfel
- Wasserperlen
- Kleine Bauklötze (z.B. Hölzer oder Plastiksteine)
- Konfetti
Hier findet ihr eine schöne Anleitungen, wir ihr Nudeln, Bohnen oder Reis recht einfach einfärben könnt.
Werkzeuge zum Spielen und Arbeiten
- Löffel
- Kellen
- Kleine Becher
- Muffinförmchen
- Tierfiguren
- Pinzetten
- Trichter
- Puzzleteile
- Pipetten
- Naturmaterial wie: Stöcke, Blüten, Nüsse, Muscheln, Moos
- Knöpfe
- Filzbälle
- Filtertüten
- Pfeifenputer
- Kleine Fahrzeuge
- Pinsel
1 „Balanced and Barefoot“, Angela J. Hanscom, 2016