Was haben die meisten Artikel und Bücher zum Thema „Kinderzimmer einrichten“ gemeinsam? Genau, sie kommen oft reich bebildert, mit traumhaft schönen Möbeln und farblich abgestimmten Accessoires daher.
Wohntrends; sie sind schon lange nicht mehr dem Reich der Erwachsenen vorbehalten. Und so liegt manch Kinderzimmer-Inspiration heute preislich locker in den Tausendern. Von fortlaufenden Renovierungsarbeiten und trendbedingten Updates ganz zu schweigen.
Aber bildet das, was wir hier auf Blogs und in Wohnzeitschriften zeigen bzw. sehen wirklich die Realität ab? Und wieviel nachhaltige, weil wandelbare, Inspiration bringt Interior Design wirklich mit sich?
Ich habe einen Blick in die entwicklungsorientierten Konzepte nach Montessori und Steiner (aka Waldorf) geworfen. Und ich habe überlegt, welche Ideen Eltern hier mit in ihr Zuhause nehmen können. Ideen, nicht Wunschzettel oder Einkaufslisten!
Heute möchte ich den ersten Teil meines kleinen Einrichtungs-Guides für Kinderzimmer mit euch teilen.
Ein Guide, der komplett ohne Bilder und Produktplatzierungen auskommt. Mit Ideen, die Familien dabei helfen sollen, einfach gute Entscheidungen für sich und ihr Zuhause zu treffen.
„Die Aufgabe der Umgebung ist es nicht, das Kind zu formen, sondern ihm zu erlauben, sich zu offenbaren.“ – Maria Montessori
Kinderzimmer einrichten
Teil 1: Auf Augenhöhe mit unseren Kindern
Mein erster und wohl wichtigster Tipp klingt erst einmal vielleicht banal. Für mich macht er aber einen, wenn nicht den entscheidenden Unterschied bei der Planung: Sich im wahrsten Sinne auf die Augenhöhe seines Kindes zu begeben, das wird beim Thema Einrichtung tatsächlich oft schlicht vergessen.
Für Erwachsene stehen bei der Planung eines Kinderzimmers oft vor allem Platz, Optik und natürlich das Budget im Vordergrund. Was dann auf dem Reißbrett Sinn macht, muss sich aber aus Perspektive unserer Kinder nicht unbedingt gut oder gar sicher anfühlen.
Beliebte Stolpersteine bei der Planung
1. Platz vs. Raum
Große Möbelstücke schaffen zweckmäßig Platz. Sie lassen oft aber auch deutlich weniger Tageslicht in den Rest des Raumes fallen. Oder sie reduzieren das Platzangebot auf dem Fußboden. Außerdem können große Möbel, je nach Perspektive, bedrohlich auf Kinder wirken.
Wenn es möglich ist, sollten Möbel daher der tatsächlichen Größe des Kindes entsprechen und (je nach Alter) für sie selbstständig erreichbar sein.
2. Die kleinen Details
Die Ecke, in der das Kinderbett zur optimalen Aufteilung stehen soll macht zwar planerisch Sinn, bietet nachts aber möglicherweise einen beängstigend Blick auf den dunklen Flur.
Oft macht es Sinn, sich kurz selbst ins Bett seines Kindes zu legen. So entdeckt man schnell dunkle Ecken, komische Geräusche oder unangenehmen Luftzug.
3. Raum vs. Stauraum
Spielsachen lassen sich optisch recht ordentlich in großen, geschlossenen Schränken verstauen.
Für Kinder kann es so aber extrem schwer sein, selbstständig die von uns Eltern gewünschte Ordnung einzuhalten.
Einfacher sind kleine, offene Regele mit einer begrenzten Anzahl an Objekten. Größere Sets können z.B. in Körben mit Griffen oder in praktischen Rollkisten aufbewahrt werden.
4. Die eigene Persönlichkeit
Dekoration passt farblich vielleicht wunderbar ins Zimmer, hat für das Kind aber keinerlei Bedeutung oder emotionalen Wert. Statt fertige Dekoration zu kaufen, finden Kinder oft große Freude daran, ihre eigenen Kunstwerke und Bastelprojekte auszustellen.
5. Die fehlende Augenhöhe
Kleine Kunstwerke und Blumen runden das Gesamtbild eines Zimmers ganz wunderbar ab. Leider werden sie oft so platziert, dass Kinder sie nicht aus der Nähe oder gar auf eigener Augenhöhe betrachten können. Kleine, kindgerechte Möbel und niedrig angebrachte Ablagen (ich wiederhole mich da gerne) machen also auch hinsichtlich des Wohlfühlfaktors Sinn.
Fazit
Um einen Raum aus der Sicht seines zukünftigen Bewohners zu erleben, sollten wir uns vor der Planung für ein paar Minuten bewusst in seinen Alltag versetzen.
- Mit welchen Dingen spielt und umgibt sich unser Kind gerne?
- Wie können wir ihm möglichst selbstständig Zugang zu Spielsachen, Kleidung und Büchern ermöglichen?
- Gibt es im Zimmer dunkle oder kalte Ecken?
- Können wir Stauraum außerhalb des Kinderzimmers schaffen?
- Spielt unser Kinder gerne auf dem Fußboden oder lieber leicht erhöht?
- Gibt es gefährliche Stellen am oder im zukünftigen Kinderzimmer?
- Welches Entwicklungsbedürfnis zeigt unser Kinder heute, in einem Monat und in einem halben Jahr?
- Können die Möbel an die Körpergröße und Bedürfnisse unseres Kindes angepasst werden?
Um diese Fragen zu klären, können sich Eltern beispielsweise gemeinsam mit ihrem Kind auf den Fußboden setzen oder kurz ins Bett des Kindes legen.
Macht das Kinderzimmer aus dieser Perspektive Sinn, ist scho mal ein großer Teil des Arbeit geschafft.
Im Archiv findet ihr eine Reihe alter, bebilderter Beiträge zum Thema Kinderzimmer einrichten.